Kindheitstrauma XY

Published on September 30, 2009 by , in History, Personal, Videoblog

Faszination und Angst liegen so oft nah beieinander, vor Allem als Kind kann man das nicht so richtig trennen. Horrorfilme sind da ein gutes Beispiel, ein ganzes Filmgenre lebt quasi davon, immer perfidere Plots bahnen sich den Weg auf die Leinwand, je absurder, desto besser. Nun bin ich ein Kind der 70er Jahre, mit drei öffentlich-rechtlichen Sendern aufgewachsen hatte ich einen Schwarzweissfernseher mit Röhre bis ich 15 war, ohne Videorekorder. Für die Lesergeneration, die mit diesen Begriffen nichts mehr anfangen kann verweise ich auf Wikipedia. Ich kann aus Selbstschutz vor spontanen Midlifecrisis-Attacken nicht weiter darauf eingehen. Und wo wir beim Thema Generationen sind, noch eins: nein, wir konnten auch keine Filme streamen, downloaden oder stattdessen einfach im Internet surfen. Es gab nämlich weder das Internet, noch Computer, nur den Röhrenfernseher eben und das Erste, oder das Zweite, manchmal auch das Dritte, aber ich lebte in Bayern.

Unser Saw III war Aktenzeichen XY, eine Sendung die unter dem Deckmäntelchen der Kriminalprävention alle paar Wochen über den Äther lief. Präsentiert von Eduard Zimmermann, der mit der Moderation Kultstatus erreichte, wurden ungelöste polizeiliche Ermittlungen aufgearbeitet. Um die Fälle in allen Details dem Publikum präsentieren zu können, wurden sie in kurzen Episoden nachgespielt. Hier genau fing der Horror an für mich als Kind. Natürlich war ich fasziniert und natürlich konnte ich nach einer solchen Sendung schlecht schlafen. Meine Eltern wussten das und versuchten meinen XY Konsum zu kontrollieren. Aber in den Ferien, bei der Oma, da durfte ich natürlich schauen. Das nutzte ich auch aus und stopfte mir vor lauter Nervosität bei so einer Folge auch noch gerne mal eine Tüte Trets rein. Mit schlotternden Knien und leicht mulmigen Gefühl musste ich dann immer ins Bett, ängstlich schaute ich mich um beim Gang die Treppen hinauf, deckte mich schnell zu und hielt mir die Ohren zu, damit ich keine verdächtigen Geräusche höhren musste. Aber spätestens bei der nächsten Folge hatte ich all die Angst wieder vergessen und freute mich aufs Neue auf eine Folge von Aktenzeichen XY.

Groß war auch die Freude Aktenzeichen XY wiederzuentdecken. Diesmal in Farbe (meistens) und ganz im Internet natürlich, auf Youtube. Mittlerweile habe ich schon ein paar Sendungen gesehen, aber die allererste ist immer noch eine der besten: