Kontrastprogramm: von Dubai nach Indien
Published on June 3, 2012 by Olaf Kreitz, in Architecture, Travel
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Die erste Station meiner Reise ist Dubai – das New York des Mittleren Ostens, wie mein Kollege vor Ort gerne sagt. Ich bin zum ersten Mal hier, überhaupt das erste Mal im Mittleren Osten, ja, sogar das erste Mal in Asien. Dubai hat aber erstmal nicht viel mit dem zu tun, was man sich als Leihe so unter dem Mittleren Osten vorstellt. Hier gibt´s keine Souks (mehr), Märkte werden von Carrefour und Marks & Spencer betrieben, wie in Paris oder London. Trotz europäischem Einfluss sieht alles ein wenig amerikanisch aus, erinnert an eine Mischung aus Las Vegas und New York. Das einzig “Arabische” sind die wenigen Einheimischen, die in weißen und schwarzen Gewändern herumlaufen, je nach Geschlecht, und die Wüste, die sich immer wieder mal zu erkennen gibt. Die in weiß Gekleideten lenken die Geschicke (und Missgeschicke) der Stadt. In weniger als 15 Jahren haben sie hier eine gigantische Infrastruktur aus dem Boden gestampft, mit vertikalen Stadtteilen, einem riesen Wolkenkratzer, künstlichen Inseln und Hafenanlagen. Daneben entstanden Freihandelszonen, in denen sich ausländische Unternehmen ansiedeln konnten, angezogen eben von einer modernen Infrastruktur und Steuerfreiheit. Auch Individuen, In- wie Ausländer müssen keine Einkommenssteuer bezahlen. Das Ganze hat zu einem Goldrausch geführt, scheinbar konnte man hier schnell zu viel Geld kommen. Diese Zeiten sind mittlerweile vorbei, die weltweite Immobilienkrise hat auch auf Dubai ihre Schatten geworfen.
Am ersten Abend meiner Reise werde ich von den Kollegen des Dubai Büros abgeholt und wir gehen auf einen Drink. Alkohol ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten zum Teil erlaubt, hier in Dubai kann man Alkohol ausschließlich in Bars und Restaurants der großen Hotels konsumieren. So setzt sich das Publikum dann auch meist aus Expats zusammen, Männern aus dem Westen und Frauen aus dem ferneren Osten, die Rollen sind klar verteilt, man erkennt leicht, wer hier abends Geld ausgibt und ahnt für was und wer es verdient.
Den darauffolgenden Tag verbringe ich mit meinen Kollegen, lerne alle im Büro kennen und nehme an Meetings teil, mit Scheichs, die uns briefen, es geht um Marketingmaßnahmen für den neuen Airport. Alles sehr interessant, auch vom Stadtzentrum nehme ich noch ein paar Eindrücke mit, William und ich essen Mittag an einem künstlichen See unterhalb des Burj Khalifa, dem höchsten Wolkenkratzer der Welt. Eines steht fest, hier kann man durchaus etwas mehr Zeit verbringen, ich werde auf alle Fälle einmal wieder kommen.
Nachts geht es dann weiter ans eigentliche Ziel dieser Reise, nach Bangalore. Zusammen mit unseren Kollegen aus Dubai versuchen wir für MBLM ein Team in Indien zu finden, das uns bei der Produktion von digitalen Medien unterstützen kann, also im Wesentlichen Webseiten, Web- und mobile Applikationen programmieren. Als wir am Morgen in Indien landen, haben wir nur wenige Stunden im Flugzeug geschlafen. Jetzt haben wir eine etwa zweistündige Autofahrt in das Stadtzentrum von Bangalore vor uns. Zum Glück haben wir einen Fahrer und unseren Kollegen, der ursprünglich hier aus dem Süden Indiens kommt und Land und Leute kennt. Zwar bin ich müde, aber die Eindrücke sind doch zu neu und interessant, so dass ich die ganze Zeit aus dem Fenster schauen muss um die immer dichter werdende Menschenmasse zu beobachten, wie sie sich geschickt auf hunderten von motorisierten Zweirädern durch den ansonsten nicht weniger chaotischen Verkehr schieben. Die Häuser am Straßenrand sind mal moderne Betonbauten, die meist etwas unfertig aussehen, mal Blechhütten, die irgendwie im Dreck stehen. Überall liegt Müll, wie ich später erfahre gibt es keine öffentliche Müllentsorgung hier, alles wird von einer Kette verschiedener privater Dienstleister erledigt, Müllsammler, könnte man auch weniger formell sagen. Die Stadt selber scheint in einem Wald zu liegen, hier werden keine Bäume gefällt, die nicht gefällt werden müssen, teilweise baut man lieber mal um einen alten Baum drumherum. Nachdem es auch wenig hohe Gebäude gibt, ändert sich die Dichte zwischen Land, Vorstadt und Zentrum kaum. Einzig die wenigen Hauptstraßen der kommerziellen Viertel wirken ein wenig urban, mit ihren Mobilfunkläden und Geschäften westlicher Ketten. Und immer wieder Mopeds und Roller, mini Autos und Laster aber vor Allem diese Dreiradtaxis auf Vespabasis mit kleinem Dach, aber an allen Seiten offen. So zieht es sich, bis zum Hotel.
Die nächsten Tage in Bangalore sind geprägt von vielen Terminen bei kleineren und größeren IT Firmen. Im Vorfeld haben wir etwa zehn Unternehmen ausgewählt und nun klappern wir eine nach der anderen ab und hören uns deren Präsentationen an. Da sind kleine Klitschen, die uns in einem engen Raum ein paar Powerpoint Slides auf dem Laptop zeigen, Familienunternehmen, die uns in Privathäusern empfangen und größere Läden, mit Projektor im klimatisierten Konferenzraum. Alles sehr interessant, die Menschen, die wir kennenlernen sind allesamt sehr freundlich und herzlich, gute Gastgeber. Die fachliche Kompetenz variiert stark, wie erwartet.
Auf dem Heimweg haben wir das Gefühl, dass die Reise insgesamt sehr erfolgreich war, weil wir unsere zwei oder drei Favoriten gefunden haben und auch ein wenig Land und Leute kennenlernen konnten. Dazu haben wir drei Tage lang hervorragend gegessen, ausschließlich landestypische Kost. Mit dem Flieger geht es dann zurück über Dubai nach Frankfurt, was ich für einen Wochenendaufenthalt in der Heimat nutze. Die Zeit in Dubai und Indien war kurz, dafür die Kontraste umso größer. Beide Ziele muss ich irgendwann noch einmal genauer unter die Lupe nehmen, jetzt freue ich mich erstmal über ein paar Tage bei Freunden und Familie in Nürnberg und Erlangen – einem weniger exotischen Umfeld.
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