Das Internet Manifest
Published on September 12, 2009 by Olaf Kreitz, in Blogosphere, Politik
Wir schreiben das Jahr 2009, das Internet gibt es seit 19 Jahren (oder 15 oder was auch immer man als Geburtsstunde definiert und dann von 2009 subtrahiert) und es herrscht Krieg in Deutschland zwischen den “klassischen Medien” und “Internetjournalisten”. Erstere finden, die Onliner verdienten das ganze Geld mit dem Zeug, das sie machten. Letztere sagen, selbst Schuld, Zug abgefahren, das Internet ist für alle da, wer teilt gewinnt. Die Internetjournalisten waren ein bischen sauer auf den sich jüngst massierenden Gegenwind zur Freischreiberkultur und haben alle zusammen (“alle” im Sinne elitärer Urdemokratien) ein Manifest geschrieben, das sie das Internet-Manifest genannt haben. Jetzt tut sich natürlich die Frage auf, haben sie recht, und wenn dann wer, und was sagen die anderen Blogger dazu. Es stellt sich heraus, keiner hat recht, oder alle, das weiß keiner mehr so genau, dafür haben viel zu viele durcheinander gesprochen. Eigentlich sollte mal einer alles zusammentragen und aufklären. Leider habe ich hierfür gar keine Zeit und setze lieber noch eins drauf:
Das axiomatische Manifest
Das Internet ist toll
Das Internet macht Spaß. Es macht uns schlauer. Es macht uns wachsamer. Es macht uns reicher. Manche mehr als andere aber wenige, ganz wenige verlieren durch das Internet, die allermeisten auf dieser Welt gewinnen. Wer versucht das anders darzustellen, gehört einem elitären Kreis selbstherrlicher Jammerlappen an, die einfach nicht rausfinden, wie sie genauso leicht wie früher ungerechtfertigte Renditen erwirtschaften können, die in einem vollkommenden Mark ohnehin unmöglich zu erzielen wären.
Das Internet ist ein Oligopol
Das Internet ist ein Angebot für viele, fast ein viertel der Weltbevölkerung hat Zugang. Ein fünftel aller Menschen kann allerdings nicht lesen. Die Inhalte werden von noch weniger Teilnehmern ins Internet gestellt, zieht man Kopien, Zitate und andere Mehrfachnennungen ab, bleibt wenig übrig. Genau genommen verbleiben hauptsächlich die von klassischen Medien eingespielten Inhalte. Blogs und andere Onlineplattformen sind hervoragende Kanäle, die Verbreitung, Filterung und Kommentierung von Nachrichten perfektioniert haben. Die orginäre Herstellung überlässt man lieber denen, die davon etwas verstehen, denen man dann aber gerne aller Kredite beraubt. Der Blogger von nebenan kann zwar nach abgebrochenem Germanistikstudium klasse kommentieren, nach Nordkorea fliegen und im Grenzgebiet recherchieren, das kann er nicht. Das kann er sich nämlich nicht leisten und trauen tut er es sich auch nicht. Und in Berlin im Reichstag und in den Ausschüssen, auf den Strassen von Genf, Gera oder Giessen sind sie auch nicht die Blogger. Sie sind zuhause oder in ihren Büros im Prenzlauer Berg und wundern sich warum der Herr vom Focus es doof findet, all das zu bezahlen, was die Leute lieber auf kreitz.de lesen statt im Focus (ok, man wird ja wohl noch mal träumen dürfen).
Das Internet ist hier und wird hier bleiben
Jammern hilft nicht, auf keiner Seite. Den nachrichtenproduzierenden Medienteilnehmern muss eine nachhaltige Partizipationsmöglichkeit an der Wohlfahrt des Marktes in Aussicht gestellt werden, sonst wird die Motivation nachzuliefern versiegen. Renten, also Renditen, die in einem sich perfekt selbst regulierenden Markt unmöglich wären, wird es irgendwann nicht mehr geben. Durch die Möglichkeiten des Internet (billigste ubiquitäre Echtzeitversorgung mit Medien aller Art) sollten aber genug Effizienzen realisierbar sein, dass Nachrichtenlieferanten und Distributeure gleichermaßen gerecht entlohnt werden können. Sie müssen nur noch gemeinsam herausfinden wie.
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